Aufnahme von souveränem Tooling (Kollaboration, Entwicklung) in den Deutschland-Stack

Motivation

Der Deutschland-Stack definiert als "nationale souveräne Technologie-Plattform" die grundlegenden Technologien und Standards für digitale Verwaltungsprojekte. Aktuell liegt der Fokus stark auf den Komponenten, aus denen Fachanwendungen gebaut werden. Die Werkzeuge (Tooling), die für die tägliche Arbeit, die Kollaboration und die Softwareentwicklung selbst genutzt werden, sind jedoch eine mindestens genauso kritische Komponente für die digitale Souveränität.

Die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern bei Bürosoftware, Kollaborationsplattformen und Entwicklungswerkzeugen schafft erhebliche Risiken in Bezug auf Datenabflüsse, Lizenzkosten und geopolitische Abhängigkeiten.

Konkreter Vorschlag: Erweiterung des Stacks um eine Tooling-Dimension

Wir schlagen vor, den Deutschland-Stack explizit um die Dimension "Tooling" zu erweitern. Diese sollte klare Empfehlungen für folgende Bereiche umfassen und diese nach den gleichen strengen Souveränitätskriterien bewerten:

  1. Kollaborations-Software: Office-Anwendungen, Messenger, Videokonferenzsysteme, Projektmanagement-Tools.
  2. Entwicklungs-Werkzeuge: CI/CD-Pipelines, Code-Repositories, IDEs, Container-Registries.

Fokus auf Souveränität durch staatlich geförderte Open-Source-Lösungen

Um die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern und Staaten wirksam zu reduzieren, sollten staatlich finanzierte, quelloffene Lösungen eine zentrale und priorisierte Rolle im Deutschland-Stack spielen. Anstatt nur auf dem freien Markt zu beschaffen, kann der Staat als aktiver Gestalter und Investor auftreten.

Ein aktuelles Beispiel mit internationaler Signalwirkung ist die mögliche Ablösung von Microsoft-Produkten beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) durch die deutsche Open-Source-Lösung "openDesk". Diese Lösung wird vom Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDIS) entwickelt, einem Unternehmen im Besitz des Bundes, das explizit mit dem Ziel gegründet wurde, Abhängigkeiten zu reduzieren.

Mehrwert für den Deutschland-Stack

  • Ganzheitliche Souveränität: Erweitert den Souveränitätsanspruch von der reinen Anwendung auf die gesamte Wertschöpfungskette der digitalen Verwaltung.
  • Stärkung des Ökosystems: Fördert gezielt ein souveränes digitales Ökosystem in Deutschland und Europa, indem staatliche Investitionen direkt in wiederverwendbare, offene Komponenten fließen.
  • Risikominimierung: Reduziert strategische Abhängigkeiten von nicht-europäischen Anbietern und deren Geschäfts- oder Politikentscheidungen.
  • Effizienz und Standardisierung: Schafft eine einheitliche, sichere und interoperable Arbeitsumgebung für die gesamte öffentliche Verwaltung.