Einführung eines Reifegrad-Indikators (Tech Radar) für Technologien & Standards
Problemstellung
Der Deutschland-Stack hat das Ziel, als souveräne Technologie-Plattform klare Leitplanken für Digitalvorhaben zu setzen. Die aktuelle Landkarte des Tech-Stacks und die initialen Festlegungen bieten eine erste Orientierung.
Für Architekten und Entwicklungsteams in Bund, Ländern und Kommunen fehlt jedoch eine klare, auf einen Blick erfassbare Einstufung, welchen Verbindlichkeits- und Reifegrad eine gelistete Technologie, ein Standard oder ein Tool hat.
Diese Unklarheit kann zu folgenden Herausforderungen führen:
- Unsicherheit bei Technologieentscheidungen: Es ist nicht immer ersichtlich, ob eine Technologie eine strategische Neuerung darstellt, eine bewährte Standardlösung ist oder nur für Übergangsphasen toleriert wird.
- Verzögerungen in der Projektplanung: Teams müssen zusätzlichen Aufwand betreiben, um die strategische Einordnung einer Technologie zu recherchieren und zu bewerten.
- Risiko von Fehlinvestitionen: Ohne klare Empfehlungen könnten Projekte auf Technologien setzen, die strategisch bereits in der Ablösung begriffen sind.
Vorschlag: Einführung eines Reifegrad-Indikators
Wir schlagen die Einführung eines klar definierten Reifegrad-Indikators vor, der sich an bewährten Modellen wie dem "Tech Radar" (z.B. von ThoughtWorks https://www.thoughtworks.com/radar) orientiert. Technische Basis könnte hier z.B. das Open Source Tech Radar von Zalando sein https://github.com/zalando/tech-radar.
Jede Technologie, jedes Tool und jeder Standard im Deutschland-Stack sollte einer der folgenden Kategorien zugeordnet werden:
- Empfohlen (Adopt): Technologien, die als strategisch, bewährt und sicher gelten. Sie sind die klare Empfehlung für alle Neuentwicklungen im entsprechenden Anwendungsbereich.
- Zur Prüfung (Trial): Vielversprechende neue Technologien, die für den Einsatz in Pilotprojekten empfohlen werden, um Erfahrungen zu sammeln. Ihr Einsatz sollte bewusst und begleitet erfolgen.
- Toleriert (Assess/Hold): Technologien, die zwar noch im Einsatz sind (z.B. in Legacy-Systemen), aber für Neuprojekte nicht mehr aktiv empfohlen werden. Oftmals existieren bereits modernere, empfohlene Alternativen. Ihr Einsatz sollte sorgfältig geprüft und begründet werden.
- In Ablösung (Deprecate): Technologien, die aktiv aus dem Stack entfernt werden sollen. Sie dürfen in Neuprojekten nicht mehr verwendet werden. Für bestehende Systeme, die diese Technologie nutzen, sollte ein klarer Migrationspfad zu einer "Empfohlen"-Alternative aufgezeigt werden.
Basis der Bewertung
Diese Einstufung muss zwingend auf den bereits erwähnten, wohldefinierten Bewertungskriterien des Tech-Stacks basieren. Diese Kriterien (z.B. Offenheit, Skalierbarkeit, Interoperabilität, Digitale Souveränität) sollten transparent und nachvollziehbar für die Kategorisierung herangezogen werden.
Mehrwert für den Deutschland-Stack
- Erhöhte Transparenz und Entscheidungssicherheit: Alle Beteiligten erhalten eine sofort verständliche und verlässliche Orientierungshilfe.
- Beschleunigung von Projekten: Die schnelle Erkennbarkeit von strategischen Vorgaben reduziert den Analyseaufwand und ermöglicht eine zügigere und sicherere Technologieauswahl.
- Aktive Steuerung der Modernisierung: Durch die Kategorien "In Ablösung" und "Empfohlen" wird ein klarer Anreiz und Weg zur Modernisierung der IT-Landschaft in der öffentlichen Verwaltung geschaffen.
- Stärkung der Interoperabilität: Die konsequente Empfehlung von offenen Standards und interoperablen Technologien wird durch den Indikator operationalisierbar.